Als langjährige Trainer im Breitensportbereich bei F-E-D-Junioren sind die Autoren sich einig, dass Futsal in der aktuell praktizierten Form für eine Weiterentwicklung der Kinder kontraproduktiv ist. Futsal ist angetreten, um u.a. ohne Bande den technischen Fußball zu fördern. Das Gegenteil ist in der Praxis jedoch der Fall!

Wer z.B. das Landkreis-Finalturnier der E1- Junioren gesehen hat, kann nicht behaupten, dass das Ziel auch nur ansatzweise erreicht wird. Die Kinder waren zweifellos allesamt hochmotiviert und leistungswillig, aber sie sind das Opfer des Systems geworden. Denn irrsinnigerweise ist es dem Torwart im Futsal erlaubt, den Ball über die Mittellinie zu werfen bzw. aus dem Spiel heraus sogar über die Mittellinie zu schießen.

Dies hat dazu geführt, dass sich so gut wie keiner mehr traut, von hinten heraus zu spielen. Fast alle befördern den Ball nur noch möglichst schnell und weit aus der eigenen Hälfte, damit dort ja kein Fehler passiert. Somit ist das ganze Spiel nur noch rein auf die Fehlervermeidung ausgerichtet - Kreativität Fehlanzeige!

Bezeichnend dafür ist, dass der E1-Turniersieger mit dieser Taktik, sowohl im Halbfinale als auch im Finale, in der regulären Spielzeit ein 0:0 erreichte und die Partien jeweils im 6-Meter-Schießen für sich entscheiden musste. Kein Vorwurf an dieser Stelle an irgendeinen verantwortlichen Trainer: Auch die Trainer sind unserer Meinung nach in gewisser Weise Opfer des Systems. Denn es ist unrealistisch zu glauben, dass alle Trainer den kurzfristigen Erfolg hinten anstellen zugunsten eines konsequenten Spielaufbaus mit Flachpässen.

Daraus folgt schlicht und einfach, dass das System dringend geändert werden muss. Aus unserer Sicht gibt es dazu 4 Maßnahmen:

1. Auswerfen und Ausschießen über die Mittellinie verbieten (alle Altersklassen)
2. Mitspielenden Torwart in allen Altersklassen erlauben (ohne Hand)
3. 4-Sekunden-Regel erweitern auf 6 Sekunden (alle Altersklassen)
4. Wiedereinführung der Bande bis einschließlich D2-Junioren

Zu 1.: Die negativen Folgen dieses Punktes haben wir eingangs ja ausführlich beschrieben.

Zu 2.: Die Regel, den Torwart ab den D-Junioren nur noch in bestimmten Ausnahmefällen anspielen zu dürfen, erhöht den Druck auf die hinteren Spieler. Die Auswirkung ist, dass sie aufgrund fehlender Anspielstationen den Ball noch häufiger unkontrolliert nach vorne schlagen. Überall wird von offizieller Verbandsseite die Spielweise von Manuel Neuer als die Zukunft des Torwartspiels gepriesen. Im Freien versucht wohl jeder, dies den Torwarten auch zu vermitteln. Doch im Futsal wird der Torwart ab den D-Junioren größtenteils vom Spielaufbau ausgeschlossen. Auch dies ist unseres Erachtens nach kontraproduktiv sowohl für den Torwart selbst als auch für die Defensivspieler bzw. einen geordneteren Spielaufbau.

Zu 3.) Im D-Juniorenbereich kommt mit der 4-Sekundenregel beim Einkick noch ein weiterer Punkt hinzu, der dazu führt, dass Futsal auch dort nicht wirklich funktioniert. Die Regel macht das Spiel extrem hektisch und führt zu weiteren unnötigen Abspielfehlern. Wir müssen uns einfach im Klaren sein, dass wir hier über Breitensport reden. Das Thema „Freilaufen“ klappt in diesem Bereich einfach noch nicht so, wie man es sich gerne vorstellt. Im leistungsorienten Bereich mag es diese Probleme nicht oder nur deutlich abgeschwächt geben, darüber wollen wir uns hier kein Urteil erlauben. Auch gibt es im Breitensport einige wenige Teams, die gerade einen überdurchschnittlich starken und ausgeglichenen Jahrgang haben und dadurch mindestens eine Klasse über ihren Breitensport-Gegnern stehen. Dies ändert jedoch nichts an der Kontraproduktivität für die breite Masse (zumindest in den jüngeren Jahrgängen).

Zu 4.: Wer sich zu diesem Punkt genervt abwendet, sollte sich Mal folgendes fragen: Was fördert das spielerische Element mehr: Der weite Ausschuss/Auswurf mit dem anschließenden Flipper-Kugel-Prinzip oder das „Hinten heraus spielen“ mit der Bande als zusätzlicher Option. Das Problem ist nämlich, dass sich viele Kinder beim Futsal schon gar nicht mehr trauen, sich dem Torwart zum kurzen Ausrollen anzubieten. Keiner will am entscheidenden Gegentor Schuld sein. Mit der Bande als zusätzlicher Option wäre das Selbstvertrauen der Kids zweifellos höher. Und nebenbei bemerkt, stellt sich im Hallentrainingsalltag heraus, dass der Spaßfaktor mit Bande höher ist als ohne.

Speziell im F-Juniorenbereich sind die Kinder mit dem Seitenaus in der Halle sowieso noch restlos überfordert. Der Ball ist hier mehr im Aus als im Spiel. Wollte man nicht gerade bei den Kleinen den Spaßfaktor immer besonders betonen?

Natürlich beinhaltet die Bande ein größeres Verletzungsrisiko. Daher wollen wir die Wiedereinführung auch bis max. einschließlich D2-Junioren einschränken. Für D1 und aufwärts sollten die Maßnahmen 1-3 auch erstmal eine merkliche Verbesserung im Futsal-Hallenspiel bringen. Andererseits müsste das Thema „Bandenfouls“ analog zu den Fouls durch Rutschen oder Grätschen konsequent im Vorfeld angesprochen und dann ggfs. auch bestraft werden. Jedes Kind wird es sich drei Mal überlegen, ob es an der Bande das Foul wirklich riskieren will.

Last but not least bietet die Bande neben dem intensiveren Spielfluss ja auch Möglichkeiten zur Kreativität, sowohl im Dribbling als auch bei den Vorlagen. Insofern müsste sie in Anbetracht der vom BFV gewünschten Vielseitigkeit des Trainings als weiteres Instrument für die Förderung eben dieser Vielseitigkeit willkommen sein. Natürlich sehen auch wir die Gefahr, dass die Bande so manchen Spieler zum Bolzen verleitet. Sie stellt aber für den Breitensport in Anbetracht der aufgezählten Vorteile unserer Meinung nach das geringere Übel gegenüber der aktuellen Futsal-Spielform dar.

Stephan Bauer (E-Juniorentrainer FC Alburg), Thomas Bauer (Juniorentrainer SV Salching), Rudi Baumruck (F-Juniorentrainer FC Alburg), Roger Thomas (D-Juniorentrainer FC Alburg)