Spieljahr 1932/33

 
  
Aus bisher nicht bekannten Gründen verzichtet der Sportverein Alburg zu Beginn der neuen Saison 1932/33 im August auf eine Teilnahme am Punktspielbetrieb in der B-Klasse Niederbayern. Wohl befürchtet man das gleiche niederschmetternde Abschneiden wie in der abgelaufenen Saison, so daß man sich auf die Austragung von Freundschaftsspielen gegen benachbarte Dorf-Mannschaften beschränkt (Spielberichte im SR-Tagblatt unter "Kleiner Fußball").
Während nun die Vereine der B-Klasse Niederbayern mit den Verbandsspielen beginnen, bestreiten die Alburger Ende August ihr erstes freundschaftliches Match in Parkstetten - und gewinnen knapp (SR-Tagblatt, 31. August 1932):
 
  
RSpV. Parkstetten I - SpV. Alburg
2 : 3
 
  
Diesem Sieg folgt die Begegnung mit dem Fußball-Club aus Aiterhofen. Im Spielbericht wird erstmals ein Alburger Spieler namentlich genannt (SR-Tagblatt, 7. Sept. 1932):
 
  
SpV. Alburg - FC Aiterhofen
2 : 2 (2 : 0)
 
Die beiden Mannschaften trafen sich am Sonntag zu einem Freundschaftsspiel auf Alburgs Rasen. Der Kampf entwickelte sich langsam. In der 20. Minute kommt Alburg durch den Rechtsaußen Wurm zum Führungstor. Kurz vor der Halbzeit gelang es demselben Spieler durch eine schöne Ecke noch ein weiteres Tor zu erzielen. Trotzdem Alburg den Gästen dauernd überlegen war, konnte nichts Produktives mehr erreicht werden. Dagegen konnten die Gäste in der zweiten Halbzeit besser gefallen und so gelang es ihnen die zwei Tore aufzuholen." 
  
 
Wie kontrovers die Gesellschaft damals auf die aufstrebende Sportart Fußball reagierte, belegt sehr anschaulich folgende Kolumne aus dem Straubinger Tagblatt vom 24. Juni 1928:
 

"Fußball und Jugend"

 
"Sie ist grober Unfug, diese Straßenkickerei mit allen möglichen Gegenständen, angefangen von zusammengewickelten Lappen, über den Gasball bis zur "Viererhaut". Die Straße gehört dem Verkehr und den Passanten; sie kann nicht zum Sportplatz gemacht werden. Dieses wilde Fußballspiel gefährdet Erwachsene und die spielenden Kinder selbst. Es ist aber für den Fußballsport selbst eine Gefahr. Die Mutter sieht die durchstoßenen Stiefelspitzen (als Folgen der Steinkickereien!) und ist infolgedessen eine geschworene Feindin des Fußballspiels. Der Vater erblickt seinen Sohn in einem Rudel goalbrüllender Straßenkinder und nimmt sich feste vor, ihm einen weniger lärmvollen Lebensstil ohne Fußball beizubringen. Eine Menge Zeitgenossen, die noch nie einen Sportplatz betreten haben, bilden sich ihren Begriff "Fußballsport" von den Erlebnissen, die sie auf Straßen und in öffentlichen Staatsanlagen gemacht haben. Und stehen Solche an einflußreichen Stellen, so machen sich die Folgen bald bemerkbar. Man mag an die Frage des "Straßenfußballs" als Staatsbürger oder als Sportsmann herantreten; er ist und bleibt eine Gefahr! Nun hat jede Sache bekanntlich 2 Seiten. Wir haben uns bis hierher mit der Seite befaßt, von der aus sie der Erwachsene sieht. Gant anders stellt sie sich von der Seite des Kindes aus dar. Hauptsächlich von der des Stadtkindes! Der Bewegungstrieb ist da, den kann der trübseligste Philister nicht wegdisputieren. Aber wo ihn befriedigen ? In dem engen Hof, der oft nicht mehr als ein Kamin ist? Bleibt also nur die Straße. Nun sind die Mädchen in ihren Spielen ja weniger stürmisch, aber was ein echter Junge ist, will sich austoben. Aber was soll nun der Knabe spielen? In dieser Fragestellung erkennen wir schon die Unfähigkeit vieler Erwachsener, sich in die Kinder einzufühlen. Der sich selbst überlassene Junge läßt sich nicht vorschreiben, was er spielen soll. Er tut das, wozu er Lust hat. Und nun bin ich an dem Punkt angelangt, wo ich mich in erster Linie an die wenden muß, die bisher den Sport und insbesondere den Fußballsport neutral und interesselos oder gar feindselig gegenübergestanden haben. Früher, vor 20 und mehr Jahren, spielten die Knaben "Fang´ches"" und "Versteckel´ches", "Räuber und Soldaten", aber ganze Straßenzüge oder gar Ortschaften zogen zu Schlachten gegeneinander aus. Alles Spiele, bei wel-chen man sich austoben und andere überlisten konnte. Diese genannten Spiele sind unwiderruflich dahin und niemand vermag sie wieder zu erwecken, so wenig wie im Zeitalter der Elektrizität Pferdetrambahnen wieder verkehren können, oder Segelschiffe unter der Herrschaft des Dampfers den Ozean überqueren. Gewiß, es gibt heute noch Pferdetrams und Segelschiffe, wie Kinder hie und da noch die oben erwähnten Spiele spielen. Aber als die Lieblingsspiele sind sie erledigt. Gebt heute einem Knirps von 3 Jahren einen Kinderball in die Hand, er wird ihn kicken! Der Normaljunge von heute spielt Fußball. Davon können ihn die raffiniertesten Versuchungskünste nicht abbringen. Darum Ihr, die Ihr dem Fußballspiele nicht allzufreundlich gegenübersteht: Stellt Euch auf den Boden der Tatsachen! Kämpft nicht an gegen Windmühlen! Verbietet Ihr Euren Söhnen das Fußballspiel, dann spielen sie heimlich, dann aber umso unheimlicher! Daher: Laßt sie Fußballspielen! (...)"
 
  
  
Im Oktober besucht man wiederum den Nachbarn in Feldkirchen, allerdings ohne zählbaren Erfolg:
 
  
Sp.V. Feldkirchen - SpV. Alburg
2 : 1
 
Vergangenen Sonntag weilte Sp.V. Alburg zum drittenmal in Feldkirchen zu Gast. Während die vorhergegangenen Spiele unentschieden ausgingen, konnte Feldkirchen dieses sicher gewinnen."
(SR.Tagblatt, 26. Oktober 1932)
 
  
Eine Woche später kommt es zum Vergleich mit einer weiteren Straubinger Stadtmannschaft:
 
  
Sportverein Alburg - Eintracht Straubing
1 : 3 (0 : 2)
 
"Bei dem Spiel der obigen Mannschaften sah man vom Anstoß weg verteiltes Feldspiel. Allmählich schälte sich eine Ueberlegenheit von Eintracht heraus, die bis zur Halbzeit zweimal den Ball ins gegnerische Netz setzte. Nach dem Wechsel gelingt es den Gästen nochmals, den Ball in Alburgs Kasten zu bringen. Kurz vor Schluß fällt für die Alburger das Ehrentor."
(SR-Tagblatt, 2. November 1932)
 
  
Die negative Tendenz setzt sich auch in Aiterhofen fort, wohl auch wegen der zahlenmäßigen Unterlegenheit:
 
  
FC Aiterhofen - Sp.V. Alburg
1 : 0 (0 : 0)
 
"Obige Mannschaften standen sich in Aiterhofen zum fälligen Rückspiel gegenüber. Alburg trat nur mit 10 Mann an, was sich auch im Spiel bemerkbar machte. Vom Anstoß weg ist Aiterhofen tonangebend, erreichte aber außer einem Lattenschuß nichts Zählbares. Mit 0:0 ging es in die Pause. Nach Wiederanstoß wird die Überlegenheit der Einheimischen stärker, doch hatten sie mit ihren Torschüssen kein Glück. Alburg beschränkt sich hauptsächlich auf Durchbrüche, welche aber an der Hintermannschaft Aiterhofens zerschellten. Endlich in der 85. Minute konnte der Halbrechts Aiterhofens das schon mehrmals fällige Führungstor, zugleich Siegestreffer, erzielen. Als verdienter Sieger konnte Aiterhofen den Platz verlassen. Der Schiedsrichter leitete zufriedenstellend."
(SR-Tagblatt, 9. November 1932)
 
  
Nun stand das Rückspiel gegen die Eintracht an - und die 1. Mannschaft rächt sich überzeugend für die kürzlich erlittene Heimniederlage, während die "Zweite" knapp unterliegt:
 
  
FC. Eintracht I - SpV. Alburg I
3 : 6 (3 : 0)
 
"Obige Mannschaften standen sich am vergangenen Sonntag zum fälligen Rückspiel gegenüber. Alburg war für Eintracht stets ein gefährlicher Gegner; es galt, die Vorspiel - Niederlage wettzumachen. Es gelang ihnen dies auch in voller und überzeugender Weise. Obwohl Eintracht bei Halbzeit 3 : 0 in Führung lag, mußte es sich beim Schlußpfiff mit 6:3 geschlagen bekennen. Alburg hat verdient gewonnen, denn es brachte den größeren Eifer mit, der das kleine technische Plus der Eintrachtelf zu Fall brachte. Gleich nach Beginn drängt die Platzelf stark und es gelingt ihr auch, in der ersten Hälfte drei Tore vorzulegen. Schon glaubte man an einen Sieg, aber nach Halbzeit brachte es Alburg fertig, durch eminenten Eifer und schöne Vorstöße die Partie gleichzustellen und sogar noch drei Tore vorzulegen. Bei Eintracht dürften in erster Linie das Versagen der sonst guten Hintermannschaft (Ersatztorwart) und die vielen Umstellungen an der Niederlage mitschuld sein. Der Schiedsrichter leitete gerade nicht zufriedenstellend. 
 
FC. Eintracht II - SpV. Alburg II
2 : 2 (1 : 1)
 
Die an zweiter Stelle in der Pokalrunde liegende Eintrachtelf lieferte gegen die 2. Mannschaft des SpV. Alburg einen fairen ruhigen Kampf, der mit einem knappen, aber verdienten Siege der Platzelf endete. Die Gästeelf zeigte besonders gegen Spielende zu oft sehr schöne Spielzüge, konnte aber nur zwei Treffer erzielen. Die Eintrachtelf lag des öfteren wunderbar vor des Gegners Tor, hatte aber furchtbares Schußpech. Der Schiedsrichter leitete zufriedenstellend."
(SR-Tagblatt, 16. November 1932)
 
  
Auch im kalten Dezember stehen Spiele an. So empfängt man am 4. Dezember zum ersten Mal die Mannschaft der "Jungarbeiter Straubing":
 
  
Sportverein Alburg - Jungarbeiter Straubing
6 : 1 (2 : 0)
 
"Am Sonntag standen sich obige Mannschaften auf Alburgs Rasen zum erstenmal gegenüber. Die Platzherrn konnten sich das Spiel wohl überlegen gestalten, waren aber stark vom Pech verfolgt. Es fehlte an dem nötigen Verständnis der Stürmerreihe, sonst hätte es einen noch höheren Sieg gegeben. Die Gäste konnten selten gefährlich werden, ihr bester Teil lag in der Verteidigung."
(SR-Tagblatt, 7./8. Dezember 1932)
 
  
Die gute Form der letzten beiden Spiele zeigt sich auch im nächsten Spiel Mitte Dezember:
 
  
Sportverein Alburg - V.f.B. Oberschneiding
5 : 0 (2 : 0)
 
"Am Donnerstag trafen sich die obigen Mannschaften zum ersten Mal in Alburg. Die Gäste hatten fast gar nichts zu bestellen. Hätte Alburg nicht solches Schußpech gehabt, wäre der Sieg zweifelsohne höher ausgefallen. Bei den Gästen gefiel am besten der Sturm, der aber bei der guten Verteidigung der Platzelf nicht zum Zuge kam."
(SR-Tagblatt, 14. Dezember 1932)
 
  
Zum Jahresabschluß kommen noch einmal die Kagerser nach Alburg und werden ohne Pardon abgefertigt:
 
  
Sp.V. Alburg - 1. F.C. Kagers
4 : 2 (2 : 0)
 
"Obige Mannschaften trafen sich am Sonntag in Alburg zum fälligen Rückspiel. Alburg kommt bereits in der ersten Halbzeit mit zwei Toren in Führung. Nach Widerbeginn können die Gäste zwar etwas aufholen, aber Alburg gelingt es zwei weitere Tore zu erzielen und so endet das Spiel verdient für Alburg."
(SR-Tagblatt, 21. Dezember 1932)
 
  
Das Team aus Oberschneiding, Auswärtsgegner zum Neujahrsauftakt am 8. Januar 1933, revanchiert sich gnadenlos für die Schlappe im Dezember und bringt der Alburger "Ersten" die bisher höchste Niederlage der noch jungen Geschichte bei:
 
  
V.f.B. Oberschneiding I - Sp.V. Alburg I
11 : 0 (5 : 0)
 
"Ein Schützenfest gab es bei dem Spiel obengenannter Mannschaften. Der Platzverein, der das Spiel in neuer Aufstellung bestritt, konnte verdient gewinnen. Schon in der 2. Minute war V.f.B. in Führung. Weder in der 1. noch in der 2. Halbzeit hatte Alburg etwas zu bestellen. Nach der Pause kam Oberschneiding noch zu 6 Treffern, so daß die Gäste mit einer zweistelligen Packung nach Hause gehen mußten."
 
  
Am gleichen Tag spielt die zweite Mannschaft gegen die Erste von Atting und erschießt den schwachen Gegner:
 
  
Sportverein Alburg II - 1. FC Atting
10 : 0
 
"Bei dem Spiel der obigen beiden Mannschaften wäre es beinahe zu einem Schützenfest gekommen. Der Alburger Linksaußen konnte allein sechsmal den Ball einsenden. Während des Spieles wurde von beiden Mannschaften je ein Mann vom Platze gewiesen. Der Scheidsrichter, ein Herr aus Alburg, leitete zufriedenstellend."
(SR-Tagblatt, 11. Januar 1933)
 
  
Die Reserve stellt ihre gute Form auch in zahlenmäßiger Unterlegenheit gegen den nächsten Gegner Aholfing eindrucksvoll unter Beweis:
 
  
1. FC Aholfing - SpV. Alburg II
0 : 3 (0 : 2)
 
"Am Sonntag trafen sich obige Mannschaften in Aholfing in einem Freundschaftsspiel. Obwohl die Alburger Elf nur mit acht Mann antreten konnte, gestaltete sie das Spiel hoch überlegen. Bis zur 1. Halbzeit konnten sie zweimal erfolgreich sein. Nach der Pause konnte der Linksaußen auf 3:0 erhöhen. Der Schiedsrichter leitete das Spiel gut."
(SR-Tagblatt, 18. Januar 1933)